Norddeutsche/Weser Kurier

Gabriele Banko und das Schlosstrio unterhalten in Schwanewede 300 Zuhörer

 

Musik und Literatur im Rathausgarten

Peter Otto 18.08.2015

 

Und so walzte das Schlosstrio im Dreivierteltakt ins Programm. Es folgte eine unterhaltsame Mischung aus Liedern, humorvoll mit satirischen Einlagen garniert, und Gedichten. Alles passend zum Thema: „. . . und es ist Sommer“.

 

Die drei Mitglieder des Bremer Kaffeehaus-Orchesters – Constantin Dorsch (Violine), Gero John (Cello) und Johannes Grundhoff (Piano) – garantieren eine gediegen plüschige Salonmusik vom Feinsten. Musikalisch erprobt und technisch perfekt, statten die Instrumentalisten ihr Programm mit Können und Witz aus.

 

Kongenial gelang dann auch der Auftritt von Gabriele Banko, die mit gesanglicher Finesse und sprachlicher Gestaltungskunst aufwartete. Sie sang Chansons, Schlager und Küchenlieder ebenso überzeugend, wie sie Kästner und Ringelnatz rezitierte.

 

Der Organisator der Gartenkultur-Musikveranstaltung im Schwaneweder Rathausgarten, Jörg Heine, hatte die vielseitige Künstlerin in der Ritterhuder Kulturmühle erlebt. „Ich möchte nicht immer die gleiche Musikfarbe“, erklärte er. „Ich wollte mal wechseln.“ Und so kam ein Programm zustande, das an die gute, alte kabarettistische Brettl-Kunst erinnerte. Sehr musikalisch, witzig, bissig hier und da und manchmal auch ein bisschen melancholisch.

 

Und so sang Banko im Polka-Rhythmus den Rudi-Carrell-Schlager „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“, in dem die Jahreszeit in der Erinnerung Idealmaße annimmt („Nicht so nass und so sibirisch“). Und sollte es doch einmal Sommer werden, dann verweist sie auf Ringelnatz: „Zupf dir ein Wölkchen aus dem Wolkenweiß!“ In der Sommerfrische sollte man sich ganz einfach vergessen: „Es soll dein Denken nicht weiter reichen als ein Grashüpferhupf.“ Dann machte sich die Sängerin im Hildegard-Knef-Song „Ich brauch‘ Tapetenwechsel“ mit der Birke auf den Weg in die Welt, in der der Baum am Ende ernüchtert und enttäuscht zur Kommode verarbeitet wird. Der melancholische Abgesang auf einen Baum, den Alexandra 1968 sang, ist noch immer aktuell.

 

Das Programm bot eine bunte Abwechslung. Da spielte das Trio eine muntere Gigue „I wish coffee“. „In Irland die politisch korrekte Form, Whisky zu trinken“, wie Constantin Dorsch erläuterte. Der Freiheitschor aus Verdis „Nabucco“, zu einem konzertanten Glanzstück aufpoliert, erklang zum Mitsingen oder Mitsummen. Und Johannes Grundhoff bot als Einlage ein Chanson in Kurzform über eine vom Schicksal zum Scheitern verurteilte Liebesbeziehung.

 

Musikalische Schmankerl und literarische Paradestücke reihten sich aneinander in diesem farbigen Schmunzelkaleidoskop. Da erkennt Eugen Roth in „Nach Jahr und Tag“, wie die Zeit die einstmals schönste Liebesknospe zu einer dicken Frucht heranreifen ließ. Und Gotthold Ephraim Lessings „Apfeldieb“ wird zum ungewollten Voyeur eines intimen Liebeshändels, für dessen Folgen er jede Verantwortung ablehnt.

 

Die Veranstaltung – ein humorvolles Ereignis unter freiem Himmel.