Anzeiger Neuharlinger

Sehnsuchtsvolle Lieder und Gedichte

 

Gabriele Banko und Ensemble begeistern mit abgrundtiefer Stimme, Witz und Charme
Stehende Ovationen und Bravo-Rufe waren der Lohn für eine tief ausgebildete Altstimme.

 

VON BIRGIT BRODISCH

 

ESENS – Stimmungsvoll gedeckte Tischgruppen, Zierpflanzen, Wein und Knabbereien – so empfing „Esens kulturell“ seine Zuhörer passend zum Valentinstag beim ersten Konzertabend der neuen Saison 2015.

 

Das kam gut an und so war der Gemeindesaal innerhalb kurzer Zeit so gefüllt, dass noch zusätzliche Stühle in den Eingangsbereich gestellt werden mussten. Ein kurzes Vorspiel der Musiker – Peter Knaak am Flügel und Eva Huck am Cello – und schon betrat die charismatische Sängerin Gabriele Banko im Frack die Bühne, um das Publikum mit ihrer intensiven Ausstrahlung und ihrer tiefen und ausgebildeten Altstimme zu betören: „Oma sagte mir damals – hör auf zu singen, Du hast ’ne Stimme wie’n Saufbold!“ Worauf Bankos Vater zu schlichten versuchte: „Sing doch was von Heino.“

 

Und dann legte Banko mit „Eins und eins“ und später „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ von Hildegard Knef das Niveau für den restlichen Abend fest. Lieder von Liebe, Leidenschaft und Sehnsucht, erfüllt oder unerfüllt, bestimmten das über zwei Stunden andauernde Programm mit Hits von Alexandra, wie „Am großen Strom“ und „Mein Freund der Baum“, Lale Andersens „Die Fischer von Langeoog“, Margot Werners „So ein Mann“ oder Zarah Leanders „Kann denn Liebe Sünde sein“, zwei der Highlights des Abends.

 

Zwischendurch gab es immer wieder unterhaltsame Geschichten aus Gabriele Bankos Kindheit über Brausebonbons, Lakritzschnecken und die verhassten Leberwurstbrote, Gedichte von Robert Gernhardt sowie gekonnte und amüsante Solo-Einlagen der Musiker.

 

Gabriele Banko setzt sich auf einen Stuhl und lauscht dem „Interrupted Waltz“ (unterbrochener Walzer) von Eduard Pütz. Peter Knaak fummelt an seinem Klavierhocker herum, hört unerwartet auf zu spielen und wirkt konfus, das Publikum lacht. Eva Huck zupft ernsthaft auf den Seiten des Cellos, unterbricht dann und guckt plötzlich auf ihre Uhr. Für diese Showeinlage war auch den Musikern viel Applaus sicher.

 

Ebenso unterhaltsam kam die Neuinterpretation des Klassikers „Eine Frau wird erst schön durch die Liebe“ daher. Plötzlich hieß es „Eine Frau wird erst schön durchs Rasieren“, wobei Botox und Augenbrauen zupfen an Bedeutung gewann. Auch „Eine Frau wird erst schön durch die Mode“ fand gefallen beim Publikum: „Einschnüren, kaschieren, Tüten-suppen, denn Barbie-Puppen sind sooo schön.“

 

Die wahre „Geburt des Filet Stroganoff“ („Jeder Russe, der hat Seele“) in der Komposition von Friedrich Hollaender, mit auffallend russischem Akzent über eine echt russische Liebe mit Schmutzkinoff und Stroganoff dramatisch und sehr plastisch von Gabriele Banko interpretiert, machte den Abend zu einem von vielen Hörgenüssen.

 

Auf die Spitze getrieben wurde der Humor beim Lied über einen Biometzger („Er heisst Waldemar“): „Er ist mein Star, auch wenn manche Frauen vor ihm fliehn, ich liebe ihn.“ Die Lacher hatte die Sängerin hier ganz auf ihrer Seite.

 

Rundum ein gelungener Abend voller Sehnsüchte, Leidenschaften und Melancholien ging zu Ende, und das Publikum bereute es nicht, dabei gewesen zu sein.

 

Drei Zugaben krönten den Valententinsabend mit „Ich hab im Leben nichts bereut“, „Am Tag, als der Regen kam“ und „Nur nicht aus Liebe weinen“ und sicherten sowohl der Altistin Gabriele Banko als auch ihren Musikern langanhaltenden Applaus: Stehende Ovationen und Bravo-Rufe.

 

Ein gelungener Saisonauftakt für „Esens kulturell“, drei Zugaben für ein begeistertes Publikum und stehende Ovationen und Bravo-Rufe für Gabriele Banko sowie Eva Huck (Cello) und Peter Knaak (Klavier) sorgten für einen perfekten Valentinsabend.