Weser Kurier/Norddeutsche
27.03.2012
Gabriele Banko bietet vergnüglich-freche Chansons und Gedichte
Von Ulf Fiedler
Blumenthal. "Der Frühling kommt - die Welt wird frisch gestrichen!" Erich Kästner hätte seine diebische Freude daran gehabt, mit welch hintergründigem Charme Gabriele Banko im Haus Blomendal den Frühling attackierte. Das umfangreiche Publikum jedenfalls hielt mit Beifall nicht zurück. Es genoss die Mischung aus vergnüglich-frechen oder besinnlichen Chansons und Gedichten, die den kühnen Bogen spannten zwischen den Gedankenwelten von Tucholsky, Rilke, Gernhardt und Kästner bis hin zu Georg Kreisler.
Formularende
Gabriele Banko bot den programmatischen Bilderreigen mit einer ungemein ausdrucksstarken und flexiblen Stimme, die mühelos alle Nuancen zwischen Edith Piaf und Zarah Leander ausschöpfte. Mal aufmüpfig frech, mal nachdenklich interpretierte die zierliche Sängerin die unterschiedlichen Charaktere, setzte Glanzlichter, wo man sie nicht vermutete.
Frühlingsgedanken sind nicht nur romantisch. Tucholsky sinniert darüber "Was ist im Innern der Zwiebel?" und Friedrich Hollaenders Frühlingslust gipfelt in der Einladung: "Geh'n mer Taub'n vergiften im Park!"
Die Banko bewies Glanz und Eleganz ihrer Stimme, die dann, etwa bei der Birnbaum-Rhapsodie jäh umkippte in das schrille Falsett einer überdrehten Schellackplatte. Dabei setzte sie ihr erhebliches schauspielerisches Talent generös und wirkungssicher in Szene. Gestik und Mimik unterstrichen überzeugend die sängerische Leistung. Dabei verband sie unerschrocken Nierenstein und Blasentee, was die Gruppe "Die Ärzte" für sinnvoll hält. Auch der satirisch aufgemotzte Titel vom "Bofrostman" war zu hören.
Das Publikum amüsierte sich köstlich. Beim kabarettistisch frech gefärbten Gedicht vom "Spargelessen" steuerte jemand aus dem Zuhörerreihen den aktuellen Spargelpreis mitten in die Rezitation. Ein Beispiel, wie dicht die Interpretin am Publikum agierte.
"O Donna Clara" wurde hier und da leise mitgesummt. Den Schlager "Wo sind deine Haare, August?" verband die Banko mühelos mit der perfiden Weisheit der "Heiratsagentur" von Jo Hanns Rösler.
Auch in kabarettistisch derben Szenen, die sie mit hintergründigem Stimmvolumen abtönte und oft an den Schluss einer Parodie setzte, behielt die Banko stimmliche Kontrolle.
Hans-Jürgen Osmers am Flügel war weit mehr als nur Begleiter. Er erwies sich sowohl in hingetupften Läufen und Trillern ebenso wie in heftigen Crescendi als einfühlsamer Mitgestalter.